Die Faszination der SwissSkills
Die SwissSkills 2025 in Bern zeigten einmal mehr, welche Leidenschaft, Präzision und Kreativität in der Schweizer Berufsbildung stecken. Junge Talente aus über 150 Berufen traten gegeneinander an: motiviert, engagiert und mit dem Ziel zu zeigen, was sie können.
Unter ihnen stand Kim, unsere Lernende Bekleidungsgestalterin EFZ im dritten Lehrjahr. Mit Herz, Nadel und Faden stellte sie sich den Herausforderungen dieses nationalen Wettbewerbs und das mit beeindruckendem Erfolg.
Woher kommt Kims Begeisterung für Mode und das Nähen?
„Ich habe schon sehr früh mit dem Nähen begonnen“, erzählt Kim mit einem Lächeln. „Mit meiner Mutter habe ich oft gebastelt und manchmal auch genäht. Das hat mir einfach Spass gemacht.“
Schon im Schulunterricht zeigte sich ihre Begeisterung für textiles Gestalten, und so wuchs der Gedanke, aus dieser Leidenschaft einen Beruf zu machen.
Trotzdem kam die Entscheidung, Bekleidungsgestalterin EFZ zu werden, erst etwas später: „Es war früher eine Idee, aber ich habe mich erst recht spät wirklich entschieden, das zu machen“, sagt sie rückblickend. Heute weiss sie, dass es genau die richtige Wahl war.
Der Weg zu den SwissSkills 2025
Die Teilnahme kam eher unerwartet. Karin Bischoff gab ihr das Anmeldeformular mit den Worten: „Überleg’s dir, wenn du Lust hast.“ Und Kim hatte Lust.
Zwei Monate lang bereitete sie sich intensiv vor. Besonders das Schnittzeichnen stand im Mittelpunkt ihres Trainings, da sie als einzige Teilnehmerin noch im dritten Lehrjahr war – während alle anderen bereits ihre Ausbildung abgeschlossen hatten. „Ich habe mit meiner Klassenlehrerin jeden Montag Schnittzeichnen geübt, weil wir das in der Schule noch nicht ganz durchgenommen hatten“, erklärt Kim. „So konnte ich mich gezielt vorbereiten.“
Kims Auftritt an den SwissSkills 2025 in Bern
„Im Vorherein war ich freudig nervös aber sobald es losging, war die Nervosität weg. Ich konnte mich voll auf meine Arbeit konzentrieren“, erinnert sich Kim.

1. Tag: Technische Zeichnung und Speed-Nähen
Der erste Tag begann mit einer technischen Zeichnung für den Trenchcoat. Eine präzise visuelle Darstellung, wie eine Skizze, mit allen Details wie Taschen, Absteppungen und Kragenformen. „Da kommt die Idee zum ersten Mal aufs Papier und man darf keine Details vergessen“, erzählt Kim.
Am Nachmittag folgte die Speed-Näh-Kategorie. Die Aufgabe war eine Hemdbluse unter Zeitdruck zu nähen. „Das war wirklich intensiv!“, erinnert sich Kim lachend. „Aber es hat auch Spass gemacht, weil man sieht, wie schnell man eigentlich arbeiten kann, wenn’s drauf ankommt.“

2. Tag: Schnittzeichnen und Zuschnitt des Trenchcoats
Am zweiten Tag stand das Schnittzeichnen im Zentrum. Sie entwarf das Schnittmuster für ihren Trenchcoat nach eigenen Ideen, jedoch mit klaren Vorgaben:
„Der Trenchcoat musste mindestens einen Knopf, einen Kragen und Taschen haben sowie ein kreatives Detail musste auch dabei sein.“
Nachdem das Schnittmuster stand, begann sie mit dem Zuschnitt und den ersten Näharbeiten. Den Stoff dafür hatten alle Teilnehmenden von der Organisation erhalten.

3. Tag: Nähen und Abformen
Am dritten Tag wurde der Trenchcoat fertiggestellt. „Das war das Anstrengendste“, erzählt Kim offen. „Es war das erste Mal, dass ich überhaupt einen Trenchcoat gemacht habe.“
Am Nachmittag folgte das Abformen (Drapieren von Stoff auf einer Schneiderbüste). Die KandidatInnen erhielten alle ein Foto von einem Top. Die Aufgabe war es, dieses möglichst genau auf der Büste nachzustellen und das Rückteil durfte selber gestaltet werden.

4. Tag: Der letzte Schliff und ein unvergesslicher Moment
An Tag vier kam noch die Creative Time an die Reihe. Hier entwarfen die Teilnehmenden ein Accessoire: wahlweise ein Gürtel oder ein Harness. „Ich habe einfach geschaut, was ich aus den zu Verfügung gestellten Materialien machen kann.“, berichtet Kim.
Zum krönenden Abschluss gehörte die Präsentation der produzierten Stücke:
Kim blieb ruhig: „Ich habe versucht, einen kühlen Kopf zu bewahren: was ziemlich gut geklaptt hat!“.
Am Ende wurde sie Vierte! Dies ist ein herausragendes Resultat, besonders dafür, dass sie als einzige Teilnehmerin noch nicht ausgelernt war.
„Ich ging ohne Erwartungen hin“, sagt Kim ehrlich. „Aber währenddessen hatte ich schon das Gefühl, ich könnte unter den ersten fünf sein. Deshalb bin ich richtig zufrieden.“

Lernen, Erlebnisse und Teamgeist
Die Stimmung unter den Teilnehmenden war freundschaftlich und unterstützend.
„Wir haben uns gegenseitig Tipps gegeben und darüber gesprochen, wie es die anderen gemacht haben“, erzählt Kim.
Auch mit Teilnehmenden anderer Berufe knüpfte sie Kontakte, da alle am selben Ort untergebracht waren.
Die grösste Herausforderung
„Definitiv alles rund um den Trenchcoat“, sagt Kim lachend. „Das war Neuland für mich: von der Konstruktion bis zum Nähen. Ich musste improvisieren und kreativ bleiben. Und das Zeitmanagement war nicht ohne!“
Doch gerade diese Herausforderung machte den Wettbewerb für sie zu einer wertvollen Lernerfahrung.
Ausblick: Von den SwissSkills zu den EuroSkills
Nach diesem Erfolg ist für Kim klar: Sie möchte weitermachen.
„Ich könnte theoretisch nochmals an die SwissSkills, aber ich habe auch ein Angebot bekommen, an die EuroSkills 2027 zu gehen. Jetzt warte ich einfach noch auf den definitiven Bescheid.“
Bis dahin steht das Qualifikationsverfahren (QV) und der Abschluss der Lehre im Juni 2026 im Vordergrund. Danach möchte sie ein Jahr Berufserfahrung sammeln, um sich optimal auf den nächsten grossen Wettbewerb vorzubereiten.
Kims Fazit und Rat an andere Lernende
Man muss der Typ für Wettbewerbe sein“, meint Kim nachdenklich. „Es ist schon intensiv – man steht ständig unter Druck. Aber wenn man Spass daran hat und sich darauf einlässt, ist es eine unglaubliche Erfahrung.“
Sie empfiehlt die SwissSkills allen Lernenden, die bereit sind, über sich hinauszuwachsen.
„Ich habe viel mehr geschafft, als ich mir zugetraut hätte. Das war das Beste daran.»
Ein Erlebnis, das bleibt
Die SwissSkills 2025 waren für Kim mehr als ein Wettbewerb – sie waren ein Meilenstein auf ihrem beruflichen Weg.
Mit Leidenschaft, Ausdauer und Kreativität zeigte sie, dass handwerkliches Können und Herzblut die schönsten Erfolge bringen.
Ihr vierter Platz ist nicht nur ein persönlicher Triumph, sondern auch ein Symbol dafür, wie lebendig und inspirierend die Schweizer Berufsbildung ist.








FAQs zu den SwissSkills 2025 & Bekleidungsgestalter/in EFZ
Was sind die SwissSkills?
Die SwissSkills sind die offiziellen Schweizer Berufsmeisterschaften, bei denen junge Fachkräfte ihr Können zeigen.
Wie qualifiziert man sich für die SwissSkills?
Teilnehmende werden von ihren Betrieben, Schulen oder Berufsverbänden nominiert und absolvieren Auswahlverfahren.
Was machen Bekleidungsgestalter/innen EFZ bei den SwissSkills?
Sie entwerfen, konstruieren und nähen Kleidungsstücke nach klaren Vorgaben in einer vorgegebenen Zeit.
Warum sind solche Wettbewerbe wichtig?
Sie fördern Talent, Motivation und handwerkliche Exzellenz und zeigen die Stärke der Schweizer Berufsbildung.
Wie kann man Lernende wie Kim unterstützen?
Durch Interesse, Ermutigung und das Teilen solcher Erfolgsgeschichten.
Wo finden die nächsten SwissSkills statt?
Die nächsten SwissSkills werden 2027 erneut in Bern erwartet.
Bilder: Christine Hübner-Berlepsch